new filmkritik |
Montag, November 20, 2006
Children of Men (Alfonso Cuarón) UK/USA 2006 Das Amalgamieren pessimistischer Lesarten der Gegenwart fügt sich in diesem Film nicht zu erwartbaren zeitdiagnostischen Rhetoriken. BSE, Klimakatastrophe, Homeland Security, Abu Ghraib tauchen in Emmanuel Lubezkis transparentem Handkamera-Gewebe auf und gleich wieder ab - als träumte jemand die schlechtesten Meldungen der letzten Jahre und verstünde nicht. Dennoch raunt der Film kaum; das Vordiskursive der visuellen Kultur ist ihm Material genug. Found-Footage-Paraphrasen dieser Art sind eine Option des Kinos, das benachbarte mediale Feld einer sortierenden Lektüre zu unterziehen. Wie abwesend die Plotmaschine da ist, wie ostentativ leer der religiöse Überbau, wie präsent Clive Owen Müdigkeit spielen kann. Der Tod Michael Caines, die brutalste Totale seit langem. Das Schlussbild: ein Triptychon aus drei verwirrten Lichtern. Je vous salue, Marie - ein Boot im Nebel und Josef ist verblutet.
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