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Dienstag, Januar 31, 2006
Lynch Vor ein paar Tagen die Vorführung von Filmen eines Japaners, dem das Forum eine kleine Auswahlretro widmet. Wilde Ellipsen in einem tollen Film von 1949: Nach einem der schönsten Zeitsprünge der Filmgeschichte (sage ich, weil ich die Filmgeschichte zwischendurch immer vollständig vergesse) sehen wir einen jungen Mann wieder, der uns als Bub schon zu Beginn begegnet ist. Er geht über eine Wiese, und auf der Tonspur ist ein flapsiger Dialog zwischen dem Kleinen und einem Yakuza-Schergen von früher zu hören. Dann kommt er an einen Baum, in den der Yakuza damals einen derben Axthieb hineingeschwungen hatte und fährt zart mit der Hand über die Stelle, die als verkarstete Narbe im Stamm immer noch sichtbar ist. Später gibt es dann mehrere Gefängnis-Szenen für's Archiv filmischer Ausdrücke. Dieser Yakuza-Typ vom Anfang hat ein paar Jahre hinter Gittern verbringen müssen, jetzt steht er mit dem Wärter am großen Tor und darf gehen. Weil er weiß, dass ihm seine Gang die Sache von damals niemals verzeihen wird, bittet er inständig, nicht jetzt, am hellichten Tage, rausgehen zu müssen. Er bricht regelrecht zusammen, kann dann nach Einbruch der Dunkelheit durch einen Seitenausgang raus (wo die Jungs natürlich gleich warten in der schwarzen Limousine). Der film hieß "Lynch", und als wir aus dem Arsenal 2 rauskamen, hörten wir aus dem Arsenal 1, das aus allen Nähten platzte, Stimmen. Eine davon war die David Lynchs, der über Meditation und transzendentales Fließen sprach. Beim ersten Interview vor dreißig Jahren habe er nur zwei, nein vier Worte sagen können: "I painted it black." Sonntag, Januar 29, 2006
The Man with the Million Dollar Coiffure On the occasion of presenting the new David Lynch Foundation For Consciousness-Based Education and World Peace a Q&A took place at the Cutler Majestic Theatre, Emerson College, Boston, MA, on Saturday October 1, 2005 (wmv 67Mb). A young guy, black hair, somewhat hispanic, is next in line to submit his question to the renowned filmmaker and founding father. Montag, Januar 23, 2006
Buchstabildersatz Den folgenden Text von Alexander Horwath entnehmen wir dem Band "Kino wie noch nie", herausgegeben von Antje Ehmann und Harun Farocki. Das ist das Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung in Wien. Darin: Texte von Raymond Bellour, Hartmut Bitomsky, Marc Ries und Stephen Zepke sowie 17 Kurztexte. Verlag Walther König, Generali Foundation, dt./engl. Vielen Dank an Alexander Horwath für die Abdruckerlaubnis. VERBINDUNG Das ist das Kapitel übers Telefonieren, in dem nur Frauen erscheinen. Aber Verbindung ist auch ein Begriff fürs Kino als Ganzes. Alles ist mit allem verbunden, aber nicht immer verbindlich. Denn es gibt ja die andere Seite, die Alliterationen, die Vorstellungen, die "unterirdischen Netze". Das sind wir, als Einzelne und zusammen. Die Zusammenvorstellungen sind zumeist ärmlich (aber reichlich dokumentiert in der Geschichte des Kinos). Für die Vorstellungen der Einzelnen, vor allem zur Frage, wie alles mit allem zusammenhängt, gibt es nur wenige zugängliche Zeugnisse. Das Buch "Suspects" von David Thomson oder das Video "Starfucker" von Tim Etchells sind Beispiele dafür. Ein Fundstück mit privatem Charakter aus dem Jahr 2004, das im Österreichischen Filmmuseum aufbewahrt ist, kann als eine weitere Quelle gelten. Es handelt sich um eine DVD, die durch ihren Titel, durch die Aufschrift "mit Dank an Tim Etchells" und durch die Anlehnung an dessen Methodik mit dem oben genannten britischen Autor und Theatermacher verknüpft ist. Das sechsminütige Filmstück auf der DVD besteht fast ausschließlich aus Sätzen in drei Sprachen, die nacheinander, in weißer Schrift auf schwarzem Hintergrund erscheinen. Als Tribut an (die Arbeit von) Antje Ehmann und Harun Farocki soll der Text dieses Fundstücks hier dokumentiert werden; das auftretende Personal ermöglicht weitere Verbindungen. 40 FORCED ENTERTAINMENTS Alexander Horwath Sonntag, Januar 22, 2006
Filmtipp Ladybug, der Titel des Films, ist das von Veronica und ihrem Rasmus (Angie Reed und Mario Mentrup) vereinbarte Befehlswort zur sofortigen Beendigung des Liebesspiels. Doch die Vereinbarung wird von ihm nicht eingehalten, weil sie ihm den eigentlichen Grund der Vereinbarung verheimlicht. Es ist das traurige Motiv des Vierzeilers von Aragon: "Wo die Lippen beim Küssen sich treffen / Vergehen die Jahre zu schnell / Umgeh, umgeh, umgeh / Die zerbrochenen Erinnerungen." In Berlin scheint heute, einen guten Film zu machen, eine Angelegenheit des guten Geschmacks zu sein. Aber vor den geklinkerten Fassaden von Königswusterhausen denken wir plötzlich an ganz etwas anderes, an eine Frau, die man geliebt hat, an Lüge, an Feigheit, an Leichtsinnigkeit, an alles und nichts, denn Ladybug ist nicht Widerspiegelung des Lebens, er ist das Leben selbst aus Film gemacht. Er ist gleichzeitig der direkteste und der zurückhaltendste Film, der feinste und der gröbste. Ein unheimlich einfacher Film. Und vereinfachen heißt nicht stilisieren. Überflüssig also den Regisseur Sebastian Ko zu beglückwünschen, weil er im Grunde ganz natürlich etwas macht, was seit langem das ABC des deutschen Kinos sein sollte: dem mehr Bedeutung zuzumessen, was vor der Kamera ist, als der Kamera selbst. Hat man erst einmal alles erdenklich Gute über die beiden Hauptdarsteller, über Angie Reed und Mario Mentrup gesagt, hat man längst noch nicht genug gesagt. Denn die Noblesse des wahren Dokumentarfilms schafft es hier, mit der Grazie der Erzählung gemeinsame Sache zu machen. Nein, Kino ist etwas anderes!, schreien die patentierten Techniker, und erst einmal ist es ein Beruf! Eben nicht, das Kino ist kein Beruf, es ist ein Vergnügen. Und hier noch mehr als das: Der Ausdruck der schönen Gefühle. (Mit ein paar zweckentfremdeten Worten Godards aus den 50ern, übersetzt von Frieda Grafe, will ich hier nur leise andeuten, wie sehr mir LADYBUG gefällt. Der Film hat in Saarbrücken Premiere.) Rainer Knepperges Donnerstag, Januar 12, 2006
Wegbeschreibung "(...)Die nächste Querstraße links findet ihr nach 100 Metern auf der rechten Seite ein angemaltes (besetztes) Haus, wo ihr durch ein Fenster in das Kino klettert.(...)" Samstag, Januar 07, 2006
langtexthinweis Ekkehard Knörer > Zwangsverhalten: Zu Hong Sang-soos "Tale of Cinema" (Südkorea 2005) Donnerstag, Januar 05, 2006
2005 - 25 Filme, 1 Serie (Kino, DVD, VHS) At the Academy (Sherwin, 1974), Body Double (De Palma, 1984), Chukje (Im Kwon-Taek, 1996), Dames (Enright, 1934), Eine andere Welt (Lieder der Erde, Teil 2) (Wyborny, 1993-2004), I a Man (Warhol, 1967), Invasión (Santiago, 1969), La Nina Santa (Martel, 2004), La rosière de Pessac (Eustache, 1968), Le cinéma, une histoire de plan (Bergala, 1996), Le fils (Dardenne/Dardenne, 2002), Le Pont des Arts (Green, 2004), Les Amants Réguliers (Garrel, 2005), L'Intrus (Denis, 2004), Los Angeles Plays Itself (Andersen, 2003), Los Muertos (Alonso, 2004), Mes petites amoureuses (Eustache, 1975), Notre Musique (Godard, 2004), O Sangue (Costa, 1989), Profils Paysans: Le quotidien (Depardon, 2004), Red Eye (Craven, 2005), Rois et Reine (Desplechin, 2004), Shallow Hal (Farrelly & Farrelly, 2000), The Power of Kangwong Province (Hong Sang-Soo, 1996), The West Wing, Season 1 (Sorkin, 1999), Welfare (Wiseman, 1975) Mittwoch, Januar 04, 2006
2005 - 22 Filme, 2 Serien (Kino, DVD) Bahram Beyzaie: Mosafaran (Iran 1991), Sagkoshi (Iran 2001) # Hong Sang-soo: The Power of Kangwon Province (Südkorea 1998), The Turning Gate (Südkorea 2002) # Jean-Claude Guiguet: Faubourg-Saint Martin (F 1986), Le Mirage (F 1992), Les Passagers (F 1999) # Lucrezia Martel: La Nina Santa (Argentinien 2004) # Liu Jiayin: Niu Pi (Oxhide; China 2005) # Jared Hess: Napoleon Dynamite (USA 2004) # Brian De Palma: Body Double (USA 1984) # Dead Like Me (1. Staffel, Bryan Fuller, USA 2003) # The West Wing ? 2., 3. Staffel (Aaron Sorkin) # Masahiro Shinoda: Double Suicide (J 1969) # Kim Ki-young: The Housemaid (Südkorea 1960) # Apichatpong Weerasethakul: Tropical Malady (Thailand 2004) # David O. Russell: I Heart Huckabees (USA 2004) # Kamal Amrohi: Mahal (Indien 1949) # Frederick Wiseman: Welfare (USA 1975) # Tomu Uchida: The Mad Fox (Japan 1962) # Raymond Depardon: Profils paysans (F 2005) # Jean Eustache: La Maman et la putain (F 1973), Mes petites amoureueses (F 1974)# Hayao Miyazaki: Das wandelnde Schloss (Japan 2004) Montag, Januar 02, 2006
2005 - 1 Trailer (Netz) . . . zum Beispiel . . . Trailer J.-L. Godard, Einführung in eine wahre Geschichte des Kinos S. Coppola, Marie Antoinette, Fall 2006
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