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Samstag, Juni 28, 2003
Fernseh-Hinweis
Heute Nacht, Samstag/Sonntag 29.6., 1:40 - 3:30, ZDF DIE ABENTEURER Frankreich/Italien 1966 Regie: Robert Enrico Mit: Alain Delon, Lino Ventura, Joanna Shimkus Freitag, Juni 27, 2003
Klagenfurt, Blicke
Beim morgendlichen Kontrollblick, ob der Recorder den Spätfilm auf einem der Dritten vollständig mitgeschnitten hat, kann es passieren, daß man plötzlich ("kurz mal durchschalten") irritiert hängenbleibt bei jemandem, der liest und einer soundsovielköpfigen Jury, die zuhört und danach darüber richtet. Klagenfurt, Bachmann-Preis, schon wieder ein Jahr vorbei. Dass es das noch gibt, wundere ich mich dann, und bin zugleich abgestossen und fasziniert von den Mechanismen, die da alle Jahre wieder am Werk sind. Auf mich wirkt die Veranstaltung immer obszön, auf eine irgendwie perfidere Art als die Nachmittags-Talkshows, wo die gespielte Erregung zumindest immer wieder zu lustigen Entgleisungen führt und die Leute auf eine interessantere Art uninteressant sind. "Literatur im Fernsehen." Eigenes Thema, das überleben die besten Texte nicht. Ist mir ohnehin noch nie passiert, daß ich im Fernsehen (oder überhaupt: bei einer "Lesung") einen Text kennengelernt hätte, von dem ich dachte: wow, das ist es, mehr davon. Die größte Überraschung in diesem Jahr war für mich, daß Thomas Steinfeld so aussieht wie Wolfgang Niedecken. Ich hatte ihn mir eher so vorgestellt wie Klaus Meine. Mittwoch, Juni 18, 2003
Kinotipp Berlin, Donnerstag, 19.6., Arsenal, 19:00
Reihe Text und Film, Mike Holboom kombiniert Marguerite Duras ("La Pute de la côte normande") und Apichatpong Weerasethakuls "Mysterious Object at Noon", über den Jonathan Rosenbaum schreibt: The entire film is a heady mix of fiction and nonfiction, with fantasy and actuality rubbing shoulders at every stage, and what emerges from the collective unconscious of the participants is surprising and fascinating. Weerasethakul packages his findings in diverse and inventive ways: as an improvised outdoor musical performance, as a game played by school children, as a collaborative description in sign by two teenage deaf-mutes. I can't think of another film remotely like it. (hier) Weerasethakuls zweiter Film - "Blissfully yours" - war einer der schönsten des letzten Jahres (mehr dazu, von mir, hier)
Jaal, Guru Dutt, Indien 1952
Eine Stunde fehlt mir, am Anfang (Dank an die taz, die das Kleingedruckte im Arsenal-Programm nicht zu lesen versteht) und als ich ins Kino komme, badet Dev Anand in einem kleinen Trog im Freien, bedrängt von zwei Scheichs, von denen nicht klar ist, wie sie da hin kommen, und einem kleinen Mann mit vielen spanischen Namen, der zwischen Hindi und Arabisch übersetzt. Es geht um Gold. Und es geht um Maria, die Frau, die Tony, den Dev Anand spielt, sich kurz darauf mit einem Seil, das er zum Lasso schlingt, auf den Baum zieht, in dem er sitzt. Sie singen. (In Sangam - von 1964 - sitzt Raj Kapoor, neben Guru Dutt der zweite große Schauspieler&Regisseur des klassischen Bollywood, im Baum, mit einem Dudelsack, und singt. Die Frau, die er begehrt, auch eine Dreiecksgeschichte, schwimmt im Fluß.) Hier nun, in Jaal, brandet das Meer an den Strand, Palmen überall, Fischernetze, Jaal heißt Netz. Die Kamera umspielt den Baum, rückt Maria ins Bild, rückt Tony ins Bild und erklärt ohne Worte, dass es um die beiden geht und gehen wird, nach der Vorgeschichte, die ich verpasst habe. Die Vorgeschichte, von der ich naturgemäß nicht weiß, wie ausführlich der Film sie verhandelt hat, bringt das gestohlene Gold ins Spiel, Gier und Lisa, eine andere Frau, die Tony zugrunde gerichtet hat. Tony ist der romantische Held des Films, gespielt von Dev Anand, den Guru Dutts erster Film, Baazi, im Jahr zuvor zum Star gemacht hat. Eine zwielichtige Figur, um das mindeste zu sagen. Zwanzig Jahre später erst wird dieser Heldentypus Amithabh Bachchan, in Deewar oder Sholay, zur Legende machen, Jaal war kein Erfolg beim indischen Publikum. Danach spielte Dutt seine Hauptrollen meist selbst, bis zum Desaster, das Kagaaz Ke Phool war, sein 8 1/2, das schwerblütige Melodram um den auf ganzer Linie gescheiterten Bollywood-Regisseur. Das Gold, der Mann, die Frau, die ihm verfallen ist, ihr blinder Bruder Carlo, Simon, der Maria liebt mit der Hoffnungslosigkeit der Aufrechten (die Namen wie der Schauplatz bleiben mir ein Rätsel). Große pathetische Szene: der Lockgesang Tonys, die Gitarre in der Hand, der Wind stößt die Tür des Balkons auf, zum Zimmer, in dem Maria widerstehen will und widerstehen will und, natürlich, zuletzt, nicht widerstehen kann. Er singt, sie singt, sie stürmt hinunter, hinaus ins Freie (des Studios, die Palmen an die Wand gemalt), zu ihm, sie küssen sich. Sie will dann zum Meer, eine letzte, verzweifelte Bewegung, Versuch einer Flucht, sie verfängt sich im Netz, das den Titel gibt und hier, in schöner Überdeutlichkeit, für den Sex steht, den sie haben werden, das Verfallensein, das in lieblicher Musik Ausdruck findet und Bilder braucht (einmal filmt Dutt den Beginn einer Einstellung durch ein Fischernetz, kriecht mit der Kamera darunter hervor). Der Knoten, der sich zum Ende hin schürzt: Sie will mit Tony fliehen, übers Meer - an Hemingway muss ich denken, eigentlich schon die ganze Zeit -, der Bruder aber und Simon, mit dem sie verlobt ist, notverlobt, muss man sagen, eilen hinterher, Schüsse von Boot zu Boot, Schüsse an Land und Maria wirft sich dazwischen, hindert Tony, der nun sich entscheidet, fürs Gute, am Töten. Sie wird auf ihn warten. Auf uns wartet, als letzte Einstellung, ein Kreuz auf Uferfelsen, denn dies ist, noch ein Rätsel, ein durch die gesamte katholische Ikonografie gespieltes Melodram. Vielleicht klärt sich manches in der ersten Stunde, die ich nicht gesehen habe. Schöner wäre es, wenn nicht.
Fernseh-Hinweis
"So there would not be another film by Barbara Loden." WANDA, von Barbara Loden, USA 1970 Donnerstagnacht, 20.6.03 um 0:45 Uhr, ARD Mittwoch, Juni 04, 2003
Hinweis:
Gordon Matta-Clark: Films 10:50 min. b/w, color, silent, super 8 film transfer "I came home from the office one day and Holly said, 'Gordon wants to cut a house in half, have you got one?'" (Horace Solomon) Galerie Thomas Schulte Mommsenstraße 56 D-10629 Berlin, Germany Tel : +49-(0)30-324 00 44 Fax: +49-(0)30-345 15 96 2. Juni bis 26. Juli 2003, Mo-Fr 11 - 18, Sa 11 - 15 Sonntag, Juni 01, 2003
Langtext-Hinweis
Auf new filmkritik für lange texte: Röte des Rots - Zu Michelangelo Antonionis IL DESERTO ROSSO. Von Volker Pantenburg.
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