new filmkritik


Freitag, März 29, 2002
Fernseh-Hinweis
Jean-Francois Stévenins PASSE MONTAGNE, Frankreich 1978.
30.3.2002 um 1:05 Uhr. Und Dienstag, 2.4.2002, 0:30 Uhr. Auf Arte. OmU, als “Die Waldläufer”.
PASSE MONTAGNE ist einer der, ach was: der seltsamste Film, den ich je gesehen habe. Vor Jahren einmal, im Kino, als eine Nouvelle Vague Retrospektive der Viennale, von Frieda Grafe ausgesucht, in Berlin gezeigt wurde. Damals im Kino ohne Untertitel, heute Nachmittag auf Video mit, aber das tut sich nichts. Wieso sollte man alles verstehen? Demnächst mehr zu dem Film, jetzt nur, dass die Continuity im Vorspann “John Cassavetes” zugeschrieben wird und dass einer der Kameramänner Jean-Yves Escoffier ist, der Jahre später GUMMO, von Harmony Korine fotografiert hat, einen der, ach was: den seltsamsten Film, den ich gesehen habe.



Dienstag, März 26, 2002
aus einer laune heraus, eine kurze liste mit filmen, von denen ich mir eine DVD-edition wünschen würde: fata morgana (werner herzog), barreventos (glauber rocha), party girl (nicholas ray).



Dienstag, März 19, 2002
Hello, Louise-Lee, * 19. März 2002.



Montag, März 18, 2002
Film-Hinweis
Dienstag, 19.3.02, und Freitag, 22.3.02, zeigt das Arsenal in Berlin den Film A NOS AMOURS von Maurice Pialat. In Thomas Arslans Film Der Schöne Tag gibt es eine Szene, in der die Hauptdarstellerin Serpil Turhan im Rahmen eines Casting die Geschichte von A NOS AMOURS nacherzählt. Thomas Arslan hat uns freundlicherweise eine Transkribtion dieser Szene zur Verfügung gestellt.
*
- Fangen wir an. Am Besten du stellst dich erstmal vor.
- Mein Name ist Deniz Turhan. Ich bin 21 Jahre alt, lebe in Berlin und bin Schauspielerin.
- Du weißt, dass es um eine Hauptrolle geht.
- Ja.
- Traust du dir das zu?
- Sonst wäre ich nicht hier.
- Erzähl uns was.
- Fragen sie mich etwas genauer.
- Zeig uns was von dir, was du erlebt hast. Oder erzähl einen Film, der dich in letzter Zeit besonders beeindruckt hat.
...
- Es ist ein paar Wochen her. Ich hatte den ganzen Tag gearbeitet und war sehr müde, als ich nach Hause gekommen bin. Ich habe den Fernseher angemacht und ein bißchen rumgeschaltet. Dann bin zufällig auf einen Film gestoßen, der sehr schön war. Der Film erzählt die Geschichte eines jungen Mädchens. Sie ist 16 oder 17. Es ist Sommer. Das Mädchen ist in einem Ferienlager am Meer. Man sieht sie bei den Proben zu einem Theaterstück. Kurz darauf ist die Aufführung, nachts unter freiem Himmel. In dem Text, den sie spricht, geht es um die Liebe. Am nächsten Tag trifft sie einen Jungen, ihren Freund. Er ist ihr nachgereist. Sie ist mit ihren Gedanken woanders. Er merkt, dass sie sich von ihm entfernt. Er macht ihr noch ein Geschenk und dann gehen sie auseinander. Beide wissen, dass es vorbei ist.
Dann sind die Ferien zuende. Sie ist wieder in der Stadt, in der sie mit ihrer Familie lebt. Ihre Eltern, die sich ständig streiten, haben eine Schneiderei. Auch ihr älterer Bruder arbeitet dort, obwohl er eigentlich gerne Schriftsteller sein möchte. Sie geht viel aus und bald hat sie einen neuen Freund. Er muß zum Militär. Sie reden darüber, ob sie einander treu sein werden.
Eines Abends kommt sie erst spät nach Hause. Ihr Vater ist noch wach. Sie haben ein sehr langes Gespräch. Es ist das erste Mal, dass sie so miteinander reden. Er sagt ihr, dass er die Familie verlassen wird. Er hat eine Geliebte.
Dann lernt sie jemanden kennen. Er ist noch sehr jung, nicht viel älter als sie. Sie denkt, dass er anders ist als die anderen. Bald darauf heiraten sie.
Ein Jahr später gibt ihr Bruder ein Fest. Sie haben die Schneiderei verkauft. Ihr Bruder lebt jetzt als Schriftsteller, aber niemand nimmt ihn ernst. Sie flirtet auf dem Fest mit einem Freund ihres Mannes. Sie kennt ihn schon lange. Ihren Mann beachtet sie kaum noch.
Nach ein paar Monaten trennt sie sich von ihm. Sie packt ihre Sachen. Ihr Vater begleitet sie zum Flughafen. Im Bus haben sie noch einmal ein langes Gespräch, so wie damals, als sie zu spät nach Hause gekommen war. Ihr Vater sagt ihr, dass sie nicht fähig sei, jemanden zu lieben. Dann verabschieden sie sich. Sie fliegt mit dem Freund ihres Mannes nach Amerika. So endet der Film.
- Gut. Dann sind wir für heute fertig.
- Das war’s?
- Ja. Wir geben dir Bescheid, sobald wir uns entschieden haben.
- Wie lange wird das dauern?
- Nicht lange. Wir melden uns bei dir.



Sonntag, März 17, 2002
Interview mit James Benning
Zu der California-Trilogy von James Benning war hier, während der Berlinale 2002 und danach, mehrfach etwas zu lesen. Zwei Links dazu nochmal: Stefan Pethke schreibt in der Jungle-World über El Valley Centro und Diedrich Diederichsen in der taz über die komplette Trilogie. Am Mittwoch, 20.3.2002, ist EL VALLEY CENTRO, der letzte Teil der Trilogie, im WDR zu sehen, um 23 Uhr.
Anna Faroqhi hatte während der Berlinale Gelegenheit zu einem längerem Interview mit James Benning. Dieses Interview, über Produktionsbedingungen, Kompositionsverfahren, "the politics of water" und "elegant solutions", ist jetzt ungekürzt auf unser Langtextseite bei antville, hier, zu finden.



Samstag, März 09, 2002
Film-Hinweis
Nur heute, Samstag 20 Uhr, wird im Filmkunsttheater Babylon, am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin, der Film "Lianlian fengchen", deutscher Titel: “Liebe, Wind, Staub”, Taiwan 1986, von Hou Hsiao-Hsien gezeigt. OmU. Ich kenne den Film noch nicht, und die Leute von shomingeki, die in Deutschland schon früh auf HHH hinwiesen, haben ihre Texte nicht online gestellt. Eben, beim Schnellsuchen, fand ich zwei lesenswerte Seiten, auf denen der Film erwähnt wird, dessen Plot von einem jungen Mann und seiner Freundin handelt, und die Frau wartet nicht auf ihn, als er in den Krieg zieht: hier, französisch, etwas über die nouvelle vague du cinéma taiwanais; und hier, englisch, etwas von Jonathan Rosenbaum über HHH.



Donnerstag, März 07, 2002
Drehbücher, Transkribtionen
simplyscripts.com
Simply links to hundreds of Scripts, Screenplays, and Transcripts of Current, Classic and maybe a few Soon-to-be-Released Movies
Drew's Script-O-Rama
Free Movie Scripts For Everybody
Classic Movie Scripts
Scripts and Transcripts to Classic Movies (and others) made before 1970
Awesome Scripts and Screenplays
Awesome Scripts and Screenplays culled from the Internet and presented for your reading. For Educational Purposes Only
kingrr's Home Page
The Cinematograph, The Tube, The Wireless
Movie-Page.com
The various scripts listed on these pages are for educational purposes only



Mittwoch, März 06, 2002
nach dem film



Art Historian's Guide to the Movies



Neulich, nach SOGOBI von James Benning, zu dem hier unten und in den dortigen Kommentaren Hinweise zu finden sind, meinte B im Foyer des Arsenal Einwände vorbringen zu müssen, die die Geglücktheit des Benningschen Projekts betrafen. Es war zwar erst am späten Nachmittag, doch in meiner Erinnerung war der Himmel über dem Potsdamerplatz, den ich mir, dort unten im Arsenalfoyer stehend, dem Raum hinzudachte, bereits wolkenlos blauschwarz dunkel, fuhr bald schon die letzte S-Bahn, und ich hatte den ganzen Tag gearbeitet, und ich war müde davon, und der Film lief im kleineren der beiden Arsenalkinos, das annähernd ausverkauft zu vollbesetzt und hellhörig für Geräusche der Zuschauer war, und auf der Leinwand waren die Bilder des Films viel zu klein wie Diaprojektionen zu sehen - ein paar Gründe, dem Vorwurf Bs nicht nachzugehen.
Am anderen Tag bekam ich eine mail von B. Ich erinnerte mich wieder an seinen Vorwurf. In der Mitte des Films von Benning war zweieinhalb Minuten lang ein Tal zu sehen und im Hintergrund ein Wasserfall und wie B von diesem Bild unter anderem auf Stichworte wie “Idylle”, “Anthropomorphismus” und “falsch prozessierte Trauer” vorgestoßen ist, ist mir immer noch nicht klar, vielleicht kann er, wenn er das hier liest, in den Kommentaren etwas dazu schreiben. In Bs mail stand ein Zitat von Paul de Man:
Wahre ''Trauer'' erliegt der Täuschung weniger. Das Äusserste, dessen sie fähig ist, ist das Nicht-Verstehen zu erlauben und nicht-anthropomorphische, nicht-elegische, nicht-rühmende, nichtlyrische, nichtpoetische und das heisst prosaische oder, besser historische Formen der sprachlichen Gewalt aufzuzählen.
Heute kann man SOGOBI im Fernsehen sehen, West 3, 23 Uhr, und an den beiden folgenden Mittwochen LOS und EL VALLEY CENTRO. Daran erinnert hat mich dieses Weblog, in dem sowohl das Verschwinden der Riffelblende in den Einspielfilmen von Aktenzeichen XY notiert ist, als auch eine Beobachtung beim Zugfahren nach Süddeutschland: “bunte, nicht mehr recht runde Plastikbälle, verschossen und nie wieder eingesammelt, auf Dächern, in Gräben, sogar auf dem freien Feld.”
Manchmal schäme ich mich dafür, so zu schreiben wie ich schreibe und ich sehe dann auch ein, dass das “Äußerste” wirklich wäre, historische Formen der (sprachlichen) Gewalt aufzuzählen, wie Flaubert und Melville es getan haben, und wie B als Modernist es von mir und von Filmen erwartet. Die California Trilogie von Benning sollte man sich auch deswegen anschauen.